Top Dogs meet Top Hats – Wenn Blindenhund-Welpen auf Ascots extravaganteste Hüte treffen
Die Royal Ascot ist nicht nur ein Highlight für Pferdefreunde und Modebegeisterte, sondern mittlerweile auch ein Ort, an dem tierisches Lernen auf stilvolles Statement trifft. Im Mittelpunkt: Niedliche Blindenhund-Welpen, die während ihres Trainings mit einigen der ausgefallensten Kopfbedeckungen der Welt konfrontiert werden. Doch was hat diese Begegnung mit dem Alltag von Blindenhunden zu tun – und was kann man aus dieser ungewöhnlichen Kombination lernen?
In diesem Artikel werfen wir einen wissenschaftlich fundierten Blick auf die Interaktion zwischen angehenden Blindenhunden und sensorischer Umweltreize, am Beispiel der Royal Ascot – einem idealen sozialen Trainingsfeld mit hohem Ablenkungspotenzial. Quelle: Wigan Today.
Die Royal Ascot – Ein Trainingsparadies für Assistenzhunde?
Die Royal Ascot ist bekannt für ihre ausgefallene Hütenmode und exklusiven Besucher. Für Blindenhund-Welpen ist dieses Event eine wertvolle Gelegenheit, um sich inmitten von Menschenmengen, lauten Geräuschen, flatternden Stoffen und ungewöhnlichen visuellen Reizen zu behaupten. Assistenzhunde müssen im späteren Alltag mit allen möglichen Situationen souverän umgehen – eine quietschende Feder auf einem Hut oder ein plötzlicher Applaus dürfen keine Überforderung hervorrufen. Die Teilnahme an einer so katzenreichen Geräuschkulisse wie Ascot hilft:
- Soziale Reize erkennen und einordnen
- Stressreaktionen abbauen durch kontrollierte Gewöhnung
- Ruhiges Verhalten trotz visueller Überladung
Laut den Trainern der Organisation Guide Dogs (Großbritannien) ist es essenziell, die Tiere möglichst früh mit komplexen Alltagssituationen zu konfrontieren. Ascot bietet daher eine einmalige Trainingsumgebung unter realitätsnahen Bedingungen für das spätere Leben der Hunde als Assistenztiere.
Reizüberflutung kontrolliert begegnen – Ein neurobiologischer Aspekt
Welpen im Führhundtraining werden gezielt in reizarme und reizstarke Umgebungen geführt. Die neurobiologische Grundlage dieses Trainings basiert auf der sogenannten Habituation: Die Gewöhnung an irrelevante Sinnesreize, ohne dass Angst oder Unsicherheit ausgelöst wird. Ascot fungiert hier fast wie ein pädagogisch inszeniertes „Reiz-Labor“.
- Hell visuelle Reize durch bunte Hüte
- Akustische Reize durch Hundert Gespräche, Musik, Durchsagen
- Taktil-kinästhetische Reize durch das Laufen auf unterschiedlichen Untergründen
Diese Reizvielfalt erlaubt es Trainern, das Verhalten der Hunde differenziert zu beobachten und Trainingsimpulse punktuell zu setzen.
Bewegung & Verhalten: Warum Gassi-Gehen mehr ist als bloße Auslastung
Für Hundehalter:innen, insbesondere in urbanen Räumen, sollte das tägliche Gassi-Gehen mehr sein als simple Auslaufzeit. Es ist soziales Lernen, mentale Stimulation und Umweltgewöhnung. Was an der Royal Ascot im Großen stattfindet, kann auch im Kleinen passieren:
- Begegnung mit Menschen in auffälliger Kleidung
- Verkehr, Bauarbeiten, Kinder mit Luftballons
- Unregelmäßige Bewegungen: Skateboarder, Jogger, Rollatoren
Ein strukturierter, abwechslungsreicher Spaziergang – mit gezielten Reizen und ruhigen Phasen – unterstützt die Entwicklung eines sicheren und gelassenen Hundeverhaltens. Die Royal Ascot-Intervention macht damit deutlich: Gassi gehen ist Lernzeit.
Alternative Quelle: Assistenzhundausbildung in Deutschland
Laut dem Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverband (DBSV) hat sich auch in Deutschland ein mehrphasiges Training von Führhunden etabliert: Ab der 8. bis 12. Lebenswoche sammeln Welpen systematisch positive Erfahrungen mit Umweltreizen. Ein besonderes Augenmerk liegt in dieser Phase auf:
- Kognitiver Stimulierung durch wechselnde Umweltbedingungen
- Ruhetraining in reizvollen Umgebungen
- Alltagsintegration durch begleitete Stadtgänge
Der Grundsatz lautet dabei „Früh fördern ohne zu überfordern“. Laut dem Berufsverband der Hundetrainer (BVZ) ist ein kontrolliertes Reizgewitter – wie bei Ascot – bei richtiger Anleitung tatsächlich förderlich für Resilienz und Orientierungskompetenz.
Was Hundehalter:innen daraus lernen können
Auch wenn nicht jeder Hund zu Ascot darf – gewisse Prinzipien lassen sich auch in den Alltag übertragen, insbesondere beim Spaziergangstraining:
- Gezielte Reizgewöhnung: z. B. am Bahnhof, auf dem Wochenmarkt oder Spielplatz
- Routinen aufbrechen: unterschiedliche Wege gehen, neue Umgebungen erkunden
- Mentale Beschäftigung integrieren: z. B. kleine Suchspiele, Sitz & Warte an der Ampel
- Ruhephasen festigen: während Pausen in belebter Umgebung verweilen
Das Ziel: ein alltagstauglicher Hund, der souverän auf verschiedenste Umwelteinflüsse reagiert – ob mit oder ohne Federhut in Sichtweite.
Fazit: Wenn Mode auf Wesen trifft – Ascot als ungewöhnliches Hunde-Trainingsfeld
Die Kombination aus auffälliger Kopfbedeckung und konzentriertem Hundetraining mag auf den ersten Blick kurios wirken, zeigt aber eindrucksvoll, wie Umweltkonditionen gezielt genutzt werden können. Die Blindenhund-Welpen-Reise nach Ascot ist daher mehr als eine PR-Aktion – sie markiert einen wichtigen Schritt in einer frühzeitigen Sozialisation und führt vor Augen, wie abwechslungsreiches Gassigehen gestaltet sein kann.
Quelle: Wigan Today
Kurzfassung – Zentrale Stichpunkte:
- Führhundwelpen trainieren bei der Ascot Pferderennbahn inmitten auffälliger Hüte und Menschenmengen.
- Frühe Reizgewöhnung fördert Gelassenheit und Umweltkompetenz für den Hundealltag.
- Gassi-Gehen darf als Trainingszeit verstanden werden – auch Zuhause ist gezielte Gewöhnung möglich.
- Visuelle und akustische Reize sollten kontrolliert eingebunden werden (z. B. durch Marktplatzbesuche).
- Studien bestätigen: Frühzeitige Reizgewöhnung fördert Resilienz und Aufmerksamkeit.
👉 Dein nächster Schritt:
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